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Pressemitteilung

Digitales Deutschlandticket-Abo schließt Randgruppen aus

Die Ökologisch-Demokratische Partei Sachsen (ÖDP) kritisiert die Ausgestaltung des Deutschlandtickets in Sachsen als unsozial und fordert eine Papierticketoption als Korrektur. „Nur ein nicht digitaler Fahrschein ist ein Fahrschein für alle!“, sagt Daniel Micklisch aus Glauchau, Mitglied im ÖDP-Landesarbeitskreis Mobilität und hebt vier Kritikpunkte hervor.

Mann mit Kopfhörern steht am U-Bahngleis und schaut auf das Smartphone. Im Hintergrund fährt ein Zug ein. Oben rechts das ÖDP-Logo. Links der Schriftzug über dem Bild "Mobilität für alle gibt es nur mit einer Papierticket-Option"

Flickenteppich an Regelungen
„Zunächst zeigt sich einmal mehr, dass der Flickenteppich aus Verkehrsverbünden ein Hindernis für sinnvolle Mobilitätsangebote ist.“ Während VVV und VMS das Deutschlandticket vorerst ausschließlich als Handyticket anbieten wollen, bieten VVO und ZVON zusätzlich Chipkarten an. Der MDV informiert online überhaupt nur spärlich. Ergänzungsangebote wie Rufbusse, Fahrrad- oder Hundemitnahme werden nicht einheitlich geregelt. Micklisch befragte zudem Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter zu den Bedingungen und erhielt verschiedenste Antworten. Darunter fälschlicherweise den Hinweis, das Deutschlandticket könne im Bahnhof erworben werden.
Zugang zu elektronischem Ticket
Darüber hinaus liegt auf der Hand, dass Mitbürgerinnen und Mitbürger ohne Smartphone, E-Mail-Adresse oder Übung bzw. Vertrauen im Umgang mit digitalen Zahlungsmethoden schlechter gestellt werden. Das betrifft insbesondere Ältere, Kinder und Menschen mit Behinderungen. Einmal mehr übersieht die Politik in Berlin Senioren und Menschen in prekären Lebensverhältnissen. Soziale Gerechtigkeit? Fehlanzeige!
„Gegen ein digitales Ticketangebot ist nichts einzuwenden, solange niemand ausgeschlossen wird. Leider kommt das immer häufiger vor,“ kritisiert Micklisch und erinnert an die Entscheidung der Chemnitzer Verkehrsbetriebe, Fahrscheine in Bussen nicht mehr gegen Bargeld zu verkaufen (https://www.freiepresse.de/chemnitz/fahrkartenkauf-schwer-gemacht-busfahrer-laesst-kind-in-limbach-oberfrohna-stehen-artikel12631406). Das komme einem Zwang zu digitalen Tickets gleich. Während gerade Randgruppen vergangenen Sommer vom 9 €-Ticket profitierten, werden sie nun benachteiligt.
Abo-Modell führt in Dauerschuldverhältnis
Für sie komme hinzu, dass sie in Abonnements gedrängt werden. Diese sind zwar monatlich kündbar, werden aber unbefristet abgeschlossen. Üblicherweise sichern sich Abo-Anbieter mit Schufa-Abfragen gegen Zahlungsausfälle ab. Ausgerechnet Mitbürgerinnen und Mitbürgern in finanziell schwierigen Situationen würde der Zugang zu kostengünstiger umweltverträglicher Mobilität verwehrt. Für die ÖDP ist das ein Unding. Doch wenn auf Bonitätsprüfungen verzichtet wird, tragen die Verkehrsverbünde das Risiko.
Datenschutz
Als Grund für das rein digitale Angebot wird die Verbesserung des ÖPNV-Angebots angegeben. Unklar ist dabei, ob eine Erhebung und Auswertung der so gewonnen Bewegungsdaten stattfinden. Für Daniel Micklisch ist klar, dass es nicht zu einem Tauschgeschäft Ticket gegen Daten kommen darf: „Sollten die Fahrten aller Fahrgäste automatisch analysiert werden, dann ist das Deutschlandticket nicht günstiger. Wir bezahlen dann nur mit unseren Daten.“ Für die ÖDP ist es daher selbstverständlich, dass jeder individuell die Datenverarbeitung ablehnen können muss. Eine Zustimmung im Kleingedruckten der AGB darf es nicht geben.
Der Lösungsvorschlag
„Die Lösung ist ganz einfach,“ sagt Daniel Micklisch: „Wenn ich das Deutschlandticket als Papierfahrschein am Schalter oder am Automaten kaufen kann, dann ist es egal, in welchem Verkehrsverbund ich bin und ob ich ein Smartphone habe. Ich muss meine Daten nicht preisgeben und meine finanzielle Lage ist egal, weil ich das Geld bar auf den Tisch legen muss.“ Er zeigt sich verwundert, dass diese Debatte überhaupt geführt werden muss. Schließlich habe all das mit dem 9 €-Ticket schon einmal funktioniert.
Dieses hatte die ÖDP Sachsen zwar auch als Fehlkonstruktion bezeichnet, bezog sich damit jedoch auf die mobilitätspolitische Wirkung. Demnach steht ein deutschlandweit gültiges Aboticket in einem Wiederspruch zum übergeordneten Ziel der Verkehrsvermeidung. „Dass in der Überarbeitung nun auch der Service für die Fahrgäste leidet, konnten wir ja nicht wissen,“ ergänzt Micklisch. Er hofft diesmal auf eine nachhaltige Verlagerung von der Straße auf die Schiene und damit auch auf die Erweiterung insbesondere des ländlichen ÖPNV-Angebots.

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